Tutorial » Aquarell BasicsGeschrieben von Yuuka am 20.10.20

Guten Tag ihr Lieben!
Lange wurde es gewünscht und ich hab wirklich stark überlegt wie ich dieses Wunsch-Tutorial leicht verständlich erkläre. Ganz bewusst habe ich für dieses Tutorial eine kleine Manga-Sketch verwendet. Da das Medium Aquarell im Manga-Bereich einfach total unterschätzt wird und wohl genau hier die Erklärungen fehlen.

In meinem Tutorial versuche ich euch alles ohne Fachbegriffen und möglichst vielen Beispielen darzustellen um euch einen einfach Einstieg zur Aquarell Malerei zu bieten.

Material: Was brauche ich?
Zu nächst schauen wir was ihr dazu alles auf eurem Arbeitsplatz benötigt, es ist gar nicht so viel wie es vielleicht wirkt! Das meiste habt ihr oft sowieso zuhause, ihr werdet sehen.
- 1-2 Gefäße/Gläser mit Wasser
- Eure Aquarellfarben
- Eine Palette zum an Mischen der Farben (der Deckel des Farbkastens reicht oft auch!)
- Einige Pinsel in verschiedenen stärken (Am besten einen großen, mittleren und einen feinen)
- Etwas Küchenpapier oder ein Taschentuch
- Aquarellpapier


Nun möchte ich, bevor wir eine große Sauerei machen, erklären wofür unser Material da ist, und worauf bei dem Einkauf zu achten ist. Ich lasse euch dazu meine Favoriten direkt mit in der Beschreibung. Jeder hat bei der Materialwahl eigene Vorlieben und das ist gut so. Aber vielleicht ist es eine gute Orientierung für euren ganz persönlichen Start.


1-2 Gefäße mit Wasser
Diese dienen dafür eure Pinsel mal schnell zu Reinigen oder anzufeuchten. Denn wie der Name „AQUArell“ schon ausfällig verrät, werden wir viel mit Wasser arbeiten. Es lohnt sich 2 kleine Gefäße mit Wasser hinzustellen, eines um effektiv Farbe aus dem Pinsel zu bekommen, und klares zum Auftragen auf Papier und für die noch trockene Farbe.


Aquarellfarben
Aquarellfarben bekommt man in ganz verschiedenen Formen. Es gibt Aquarell aus der Tube, Wasserfarben aus dem Glas, Brushpens, Aquarell Buntstifte, Näpfchen und und und. Ihr seht hier einen Anfang zu finden ist ganz schön anstrengend. Wir beginnen hier nun aber mit Aquarellfarben aus dem Näpfchen. Für Anfänger die beste Basis.
Bei der Wahl sollte hier wirklich nicht zu sehr gespart werden den auffällig oft sind billige Aquarellkästen sehr gering pigmentiert und die Ergebnisse auf dem Papier werden euch nur frustrieren.
Es reicht mit einem kleinen Kasten anzufangen, denn Aquarellfarben lassen sich immer untereinander mischen und man kann mit leeren Kästen immer weitere Näpfchen/fertige Mischungen dazukaufen oder leere Problemlos einzeln austauschen.
Meine persönlichen Favoriten
- Im Hochpreisigen Bereich: Schmincke Akademie Aquarellfarbkasten
- Im Mittelpreisigen Bereich: Royal Talens Van Gogh Farbkasten

allerdings sind die Farbkästen bei Royal Talens van Gogh komplett aus Kunststoff und lassen nur eine feste Anzahl an Näpfchen zu. Persönlich habe ich mir einen Leeren großen Kasten gekauft und die Näpfchen einzeln nach Belieben dazu gekauft und immer mal wieder erweitert.


Eine Palette zum an mischen der Farben
Hierzu könnt ihr von eurem Kasten auch den Deckel verwenden, dieser hat dafür extra abgetrennte Bereiche und/oder Vertiefungen. Ich persönlich bevorzuge eine externe Porzellan o. Keramik Palette, sie ist kompakter und lässt sich bedeutend leichter reinigen.


Pinsel in verschiedenen stärken
Drei Rundpinsel sind ein guter Start. Ein sehr dicker zum Auftragen von Wasser einen Mittleren zum Auftragen von Farbe und einen feinen für Details ist eine gute Basis.
Bitte achtet auch hier auf die Qualität der Pinsel, das muss ich euch ganz dringend ans Herz legen.
Billige Pinsel tendieren dazu zu haaren… das versaut euch nachher nicht nur das Bild und ihr müsst bald einen neuen Pinsel kaufen, sondern verklebt auch eure Farben, die auch je nach Hersteller möglicherweise sehr teuer waren. Des Weiteren sollten die Pinsel eine gewisse Stabilität mitbringen damit ihr nicht mit der silbernen Hülse (Aluzwinge) welche die Haare auf dem Holz hält auf dem Papier oder der Farbe herumkratzt. Borstenpinsel eignen sich grundsätzlich ganz schlecht für Aquarellarbeiten. Gute Synthetik Pinsel sind hier eine wirklich gute Wahl und bei ordentlicher Pflege begleitet euch so ein Pinsel viele Jahre.
Auch hier möchte ich euch meine Favoriten da lassen:
- Im Hochpreisigen Bereich: da Vinci Nova Synthetik
- Im Mittlerenpreis Bereich: da Vinci Junior Synthetik
- Im günstigen Bereich: Atisti Synthetik

Küchenpapier oder ein Taschentuch
Das brauchen wir um den Pinsel richtig von Farbe zu befreien, und um zu viel aufgetragenes Wasser/Farbe wieder von unserem Papier herunter zu Bekommen.


Aquarellpapier
Die Wahl des Papieres ist genauso wichtig wie die Pinsel und die Farbe um ein tolles Ergebnis zu erreichen. Aber hier ist das Thema: Geschmäcker sind verschieden wohl am stärksten ausprägt.
Aber in einem Punkt sind sich alle einig: Billiges Aquarellpapier welches verdammt gut ist, gibt es nicht. Warum? Eigentlich leicht erklärt, billiges Aquarellpapier ist meist dünn und fast unstrukturiert. Sprich: alles was es für die Arbeit mit Wasser braucht, ist gar nicht oder gering vorhanden. Kauft euch ein gutes Aquarellpapier und testet mal darauf eure Farben und im Vergleich auf einen gewöhnlichen Kopierpapier - ihr werdet es Wertschätzen.
Das heißt Grob und dick ist grundsätzlich besser? – Jaein.
Es begünstigt definitiv das Verhältnis zu viel Wasser, ja. Aber nicht jeder mag das stark strukturierte Papier, wenn ihr mit ordentlichen Outlines arbeitet oder arbeiten wollt (Tusche oder Multiliner bitte wasserfest!) werdet ihr auf diesem Papier etwas verzweifeln. Das grobe Papier macht genaues arbeiten für gerade Linien nämlich verdammt schwer. Am besten lasst ihr euch bei Freunden/bekannten verschiedenes Papier zum Testen geben um das passende für euch zu finden ohne jeden Block kaufen zu müssen.
Da nicht jeder einen Freundes/Bekanntenkreis hat der sich ebenso mit Kunst oder gar mit Aquarell auseinander setzt, lasse ich euch ein paar meiner Papiere die ich aktuell verwende da. Mit meiner ganz persönlichen Bewertung von 1 (nicht so toll) -5 (mag ich sehr gern!). Hierbei berücksichtige ich weder die Farbe des Papieres noch die Leimung des Blockes sondern nur das ganz persönliche empfinden beim Arbeiten mit diesem Papier:
- Boesner auqarelle 300g/m² (* * * * - )
- Luma Mixed Media 300g/m² (* * * * - )
- Luma Aquarell 300g/m² (* * * - - )
- Fabriano acquarello watercolor 300g/m² (* * * * - )
- Schoellershammer Da Capo Aquarellblock 165g/m² (* * * - - )

Wie ihr seht tendiere ich persönlich zu recht dicken Aquarellpapier mit ein wenig angenehmer Struktur. – Bin aber selber auch immer noch am Testen von verschiedenen Papieren. Mit einem davon zu starten ist eine sehr gute Basis.

Genug von der Materialkunde, kommen wir doch endlich zum spaßigen teil, wie funktioniert das mit dem Aquarell denn jetzt? Nun generell ganz einfach:
Wir nehmen unseren Mittleren Pinsel und feuchten den gut an. Bei der ersten Verwendung braucht er vermutlich etwas bis er sauber Wasser oder Farbe aufnimmt, mit diesem Pinsel gehen wir dann in unsere Wunsch Farbe und feuchten diese damit vorsichtig an.


Mit leichten Drehbewegungen und mit einem ganz sanften Druck wird die oberste Schicht der Farbe nun flüssig und wir können sie in unserer Mischpallete (oder Deckel) abstreifen. Das wiederholen wir bis wir dort genug Farbe haben und geben dort falls nötig noch Wasser dazu.


Haben wir das gemacht, befeuchten wir nun mit dem Großen Pinsel unser Blatt Papier an der Stelle wo wir mit der Farbe hinwollen. Und lassen das Wasser einen kurzen Moment einziehen, am besten eine Minute warten und nochmal kurz mit dem Pinsel frisch drüber.


Danach schnappen wir uns wieder unseren mittleren Pinsel und tragen mit diesem die Farbe aus der Mischpalette auf das Papier sanft auf, wenige gezielte striche reichen aus und ihr seht wie sich die Farbe ihren Weg durch die befeuchteten Papierfasern sucht. Während noch alles Feucht ist könnt ihr so weitere Farbtöne auftragen und sie verlaufen ineinander. Damit lassen sich ganz hervorragende Effekte erstellen.


Wenn ihr an einer zu viel Farbe habt, könnt ihr selbst wenn euer Werk schon trocken ist, die Stelle nochmal mit klaren Wasser anfeuchten und mit eurem Küchenpapier/Taschentuch die Farbe und das Wasser sanft herausziehen. – Das kann wir ihr sehen könnt auch ganz hübsche Wasserrand Effekte hinterlassen.

So nun haben wir gelernt wie man mit den Farben umgeht, testet ruhig ein wenig mit verschieden Farben aus was so passiert, es ist spannend und gibt euch ein gutes Gefühl für Farbe, Pinsel und Papier.
Aber wie versprochen möchte ich euch gern noch zeigen wie man das ganze nun im Manga-Bereich anwenden kann. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten. Und ich zeige euch nun wie ich meine Aquarell arbeiten angehe.


Wichtig ist hier: Outlines sind flexibel, ihr könnt nach euren Geschmack entscheiden was ihr verwendet, Bleistift, Multiliner etc. wichtig ist das es Wasserfest ist. – Ich Wechsel hier gern ab, je nachdem wie das Bild nachher wirken soll. Sucht euch also aus was ihr nehmen möchtet. Für das Tutorial habe ich eine einfache Bleistift Skizze coloriert.

Am besten ist es bei Aquarell immer von Hell nach Dunkel zu arbeiten, so lassen sich ungewollte Fehler leichter verbergen.


Wie wir nun gelernt haben feuchten wir also die in diesem Fall helle Haut an um unsere hellste Schicht Farbe für die haut aufzutragen. Wir lassen es dann erstmal gut trocknen.


In der nächsten Schicht tragen wir die genaueren Schattierungen auf, dort wo wir sie haben möchten, wenn euch die Farbkanten zu hart sind könnt ihr diese mit klaren Wasser verblenden.

Achtung! Anders farbige Flächen die an der noch feuchten stelle angrenzen erst anfeuchten und bearbeiten wenn die erste Fläche trocken ist sonst blutet eure Farbe vielleicht ungewollt in die zweite oder anders herum.

Also in diesem Fall soll die Hautfarbe sauber bleiben, also warten wir bis diese gut durch getrocknet ist und beginnen erst dann die Haare, auch hier arbeiten wir wieder Schicht für Schicht, und werden immer Dunkler bis der Ton passt. Gerade für diese Feinheiten ist der ganz dünne Pinsel natürlich besonders geeignet.


Wenn ihr genau hinseht könnt ihr hier sehen wie ich auf einer Hälfe die Strähnen in den Haaren schon verblendet habe und auf der anderen Hälfte noch nicht.

Und so könnt ihr nun euer ganzes Werk durch gehen!
Auch hier könnt ihr zum Schluss Problemlos mit weißen Highlights arbeiten.


Wie gesagt, das ist so meine übliche Technik. Es gibt noch andere sowie Effekt-Tipps und vieles mehr. Aber wir beginnen hier wirklich erstmal mit den Basics.

Drei wichtige Tipps möchte ich euch noch zum Start mitgeben:

Legt euch immer ein Testblatt daneben! – Auf dem könnt ihr eure an gemischten Farben testen bevor ihr sie auf dem Richtigen Werk verwendet, so könnt ihr die Falsche Farbwahl früh genug erkennen ohne euch zu ärgern. Ich habe IMMER ein solches Blatt neben dran liegen.


Ein anderer mir sehr wichtiger Tipp: Farben Recyceln:
Während ihr an eurem Bild arbeitet trocknen euch gern die an gemischten Farben fest, mit ein wenig Wasser könnt ihr sie aber sofort wieder reaktivieren.

Und noch zum Schluss:
Reinigt eure Pinsel sorgfältig und liebevoll, geht mit ihnen anständig um, dann können sie euch Jahre lang begleiten und ihr spart euch ganz viel Geld!

Fertige Aquarell Bilder als Beispiele: